Mittwoch, 31. August 2011

Ich näh' mir einen Topf Erbsensuppe


Von links nach rechts: grüne Erbsen, gelbe Erbsen, Sellerie, zerkochte Möhren, getrockneter Majoran, Würstchen – ganz klar: Erbsensuppe.

Die Stoffe stammen aus dem Kona Cotton Charm pack, das wir in der Quiltgruppe für unser kleines gemeinsames Projekt verwenden: Jede hat so ein Paket, 44 Quadrate, 44 verschiedene Farben, und näht daraus einen kleinen Quilt oder etwas anderes patchworkiges, zwei andere Unistoffe nach Wunsch dürfen dazu genommen werden.

Die Farbauswahl des Charm packs namens „Dusty“, den wir uns aufgrund der Farbübersicht auf der Kona-Webseite etwas anders vorgestellt hatten, erinnert in natura ein wenig an Rentnergarderobe, das war ja meine erste Assoziation.

Subtrahiert man dies, die Erbsensuppe und andere Eintöpfe, sieht der Rest aber gar nicht mehr so schlecht aus:


Schon besser, aber trotzdem nicht einfach. Normalerweise nähe ich Patchwork nicht aus neuen, dezidiert für Patchwork vorgesehenen Materialien, jedenfalls nicht nur. Mich irritieren an den Stoffen genau die Eigenschaften, wegen denen sie vermutlich von Quilterinnen gekauft werden: Sie haben keinerlei Glanz, die Fäden sind absolut gleichmäßig gefärbt, das Gewebe hat keine irgendwie besondere Struktur. Sie sind perfekt, und sie sind, bis auf die Farben, eigenschaftslos – und das bin ich überhaupt nicht gewohnt. Stoffe müssen sprechen, ihren Charakter in das Gesamtwerk einbringen, sie haben doch eine Seele! Diese hier wirken wie frisch geschlüpfte Klonküken.

Obwohl, so ganz stimmt das nicht. Die Stoffe ganz oben sagen ja immerhin laut und vernehmlich „wir sind Erbsensuppe!“ (und ich glaube Linsensupe und Soljanka sind auch im Paket). Aber ich frage euch – ist das normal? Hat schon mal jemand von Stoffen gehört, die freiwillig Erbsensuppe sein wollten? Also ich nicht. Und ich frage mich, was die in der Kona-Cotton-Fabrik mit den Stoffen machen, dass einige so verwirrt und traumatisiert herauskommen. Artgerechte Haltung, Auslauf, Tee und Kekse, Unterhaltung? Wohl kaum.

Also, was das wird, wird äußerst spannend - Eintöpfe wollte ich eigentlich nicht nähen (sie würde sich z. B. als Kissen auch zu schlecht von meinem gulaschsuppenfarbenen Sofa abheben).

Montag, 29. August 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 34




1. Stoffschnipselorganisation, andere sagen Patchwork - zwei Kissenbezüge sind Sonntag früh fertig geworden. Fotos und die Einzelheiten gibts bald.

2. Huch, hatten wir das wirklich bestellt? In der Quiltgruppe machen wir ein kleines gemeinsames Projekt: Jeder verarbeitet so ein charm pack mit 44 einfarbigen Stoffquadraten,  nach Wunsch mit zwei weiteren Unistoffen. Die Stoffe der Farbrichtung "dusty" erinnern mich allerdings an eine Rentnergarderobe vom Allerfeinsten - ihr wisst schon, braunbeige Schuhe, rehbraune Hose, graubeige Weste mit 1000 Taschen, lindgünes Hemd oder altrosa Bluse... Worauf hab ich mich da bloß eingelassen?

3. Drei Augen! Eine Mutation! (in der Liegnitzer Straße, Kreuzberg) 

Und sonst?

Selbstgebacken: Zitronenkuchen - gleich ein ganzes Blech, um die Hälfte zum Quilttreffen mitzunehmen. Auf dem Weg zum Bus wunderte ich mich schon über meine leichte Tasche  - aber der Bürobesatzung hat er heute auch geschmeckt.

Selbermacher geklickt: Die Bilder der vielen wunderschönen Quilts vom Treffen gestern sind nun in der flickr-Gruppe bzw. eine Auswahl davon im Blog der Berlin modern quilt guild.

Montag, 22. August 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 33




1. Selbstgebacken: Pflaumenkuchen mit Rührteig und Streuseln, dabei am Samstag auf dem Balkon die letzten Stiche am Kleid gemacht: es ist fertig!

2. Selbstgenäht: Patchwork angefangen - wird es wohl "schön bunt" oder "zu bunt"?

3. Selbermach-Idee: Kissen, gefunden bei Lambert im Stilwerk: das Motiv wird in einzelne, mehr oder weniger hervortretende Punkte aufgelöst. Der Kissenbezug ist gewebt, die Punkte aus einem flauschigen Flor - das Prinzip könnte man in Stickerei übertragen (Knötchenstiche), und es muss ja nicht schwarz-grau sein.

Selbermacher geklickt: Savage Beauty, die Alexander-McQueen-Ausstellung im Metropolitan Museum.

Donnerstag, 18. August 2011

Textiles in Lychen: Die Handweberei Uckerlein


Zu den schönsten Momenten beim Verreisen gehört für mich immer, wenn ich überraschenderweise interessante Textilien entdecke – sei es ein schöner Stoffladen, ein Museum oder eine Werkstatt.

Anfang Juli in der Uckermark war das nicht anders: In einem Haus in Hauptstraße in Lychen waren mir gleich am ersten Tag Gardinen aufgefallen, offenbar handgewebt, mit durchbrochenen Mustern, in jedem Fenster ein anderes. Auf die Quelle dieser ungewöhnlichen Leinenstoffe stieß ich dann einen Tag später, nämlich auf die Ladenwerkstatt der Handweberei Uckerlein. Der kleine Laden, in dessen Hinterzimmer zwei Webstühle stehen, verkauft nicht nur Gewebtes aus wie Kissenbezüge, Taschen, Tischdecken und Schals, sondern auch Bilder einer ortsansässigen Künstlerin (deren Namen ich mir leider nicht notiert habe) und Kleider von Leibeigen aus Neustrelitz.

Ein Ständer mit wunderbaren weichen Kaschmir-Seidenschals aus Nepal passte auf den ersten Blick nicht ins Bild, erklärt sich aber, wenn man mit der freundlichen Weberin ins Gespräch kommt und erfährt, dass sie im vergangenen Winter mehrere Monate in Nepal verbrachte, um für den Verein Nepra e. V. eine Weberei zu beraten und mit modernen, in Deutschland verkäuflichen Designs zu versorgen. Die Schals, einfarbig oder mit jacquardähnlichen eingewebten Mustern, stellt eine Werkstatt in der Nähe von Kathmandu her, die ehemalige Leprakranke zu fairen Bedingungen beschäftigt. Eine gute, langfristig angelegte Hilfe also, und umso erfolgreicher, je besser sich die Produkte auch tatsächlich in Deutschland verkaufen lassen. Wenn euch in Eine-Welt-Läden nun also schöne gewebte Schals in knackigen Farben und mit modernen Mustern auffallen - die Ursache dafür lebt und webt in der Uckermark.

Verkaufsatelier Handweberei Uckerlein
Fürstenberger Straße 19
17279 Lychen

geöffnet Mai bis September Mi-Fr 14-18.00 Uhr, Sa 10-13.00 Uhr


Da Essen gehen in Brandenburg nicht erst seit Rainald Grebe als etwas problematisch erscheint, noch zwei Tipps für Lychen: Im Hofcafe im Haus Vogelgesang ein paar Schritte von der Weberei kann man in einem schönen begrünten Innenhof (siehe Foto) sitzen und ganz ausgezeichneten selbstgebackenen Kuchen oder eine Suppe essen. Der Kaffee schmeckte mir im Gasthof am Stadttor in der Stargarder Straße einen Tick besser, und auch das Essen dort, z. B. Fisch und Wild aus den Seen und Wäldern um Lychen kann ich empfehlen.

P. S. Und da gerade fast noch Ferienzeit ist: Habt ihr schon die Sewvenirs-Aktion von Miss Margerite gesehen? Wenn ihr im Urlaub schöne Stoff- und Handarbeitsgeschäfte findet, schreibt darüber und verlinkt euren Beitrag in der Liste.

Montag, 15. August 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 32




1. Ein Wunsch an das Wetter?

2. Selbstgefreut: Über die raffinierte Taschentuch-Reißverschlusstasche von Katinka, die zu meiner Handytasche passt - schaut euch bei ihr im Blog die Rückseite an, da ist nämlich sogar noch Patchwork drauf. Wunderschön! Und meine schon etwas angeschmuddelte Handytasche passt genau dazu.

3. Selbstfotografiert: Paste-up am Hermannplatz/Kottbusser Damm.

Selbstgebacken: Nusskuchen, teils mit Mandeln - Ich backe einfach das Backbuch von Dr. Oetker einmal durch.

Selbstgenäht: Unmotiviert ein wenig am Kleid weitergenäht - das Wetter, muss ich mehr sagen?

Selbermacher geklickt: Die erste Vorschau auf das Ottobre Woman-Heft, das Ende des Monats herauskommt. Der Text liest sich vielversprechend - die ersten Bilder sprechen mich überhaupt nicht an. Wahrscheinlich kaufe ich das Heft trotzdem, um dann schließlich doch nichts daraus zu nähen, obwohl ich es fest vorhabe. Wie jedes Mal.

Freitag, 12. August 2011

Quilten (fast) ohne Internet II: Die Zickzackdecke (rail fence)


Vor einigen Wochen hatte ich aus meiner Quiltbiographie ja schon die Sonnenschein- Decke gezeigt, die damals ganz ohne die Inspirationsquelle Internet entstand.

Die Zickzackdecke hier nähte ich ungefähr ein Jahr später, also etwa 2004, und sie ist bis jetzt mein letzter Quilt. Fertiger Quilt, genauer gesagt, denn drei angefangene Decken in unterschiedlichen Stadien habe ich auch noch...

Das Muster - rail fence - war eigentlich gar nicht das, was ich nähen wollte. Irgendwann Ende der Neunziger hatte ich auf Besuch bei meinen Eltern in einer Wohnzeitschrift ein Foto von einem Quilt gesehen. Quilten war damals noch nicht sehr populär, und so war die Decke auf dem Bild ein eher unwichtiges Accessoire - dekorativ über eine Sofalehne drapiert, weiter nichts. Es war vermutlich ein alter Quilt, schwarz-bunt, aus schmalen Streifen, schwarze und farbige abwechselnd, und die Musterblöcke so angeordnet, dass sich ein übergeordnetes Muster ergab. Damals machte ich sogar eine kleine Skizze des Layouts, aber beides, Skizze und Zeitschrift, waren natürlich längst verschwunden, als ich viel später für den Sommerurlaub ein neues Quiltprojekt suchte.


Der rail fence-Block – drei Streifen, schwarz, mittel, hell, die zusammen ein Quadrat ergeben - war dann eine Notlösung. Mit noch so viel Versuchen mit Stift und Karopapier brachte ich das Quiltlayout aus meiner Erinnerung nicht mehr zusammen. Im Internet suchte ich damals auch schon - erfolglos. Ein Streifenmuster wiederzufinden, von dem man nicht weiß, wie es heißt, ja ob es überhaupt mehr als ein Mal genäht wurde (vielleicht war der alte Quilt auf dem Foto ja der eigene, einmalige Entwurf der Quilterin und wurde nie kopiert), das ist damals wie heute ein unmögliches Unterfangen.


In die Ferienwohnung nahm ich damals einen Stapel schwarzer Stoffreste mit, meistens Leinen, und bunte Schnipsel aus meiner Restetüte, alles was sich eignete: alte Bettwäsche, alte Ikeastoffe, Reste von den vorigen Quilts, Kleiderstoffreste, gemustert und ungemustert. Nach zwei Wochen kam ich mit mit einem Quadratmeter Patchwork, etwa der Hälfte der Endgröße zurück. Für den Rand musste ich dann noch etwas schwarzen Stoff nachkaufen.


Es ist ja nicht so, dass ich nun gar keine anderen Probleme hätte - aber ab und zu denke ich immer noch darüber nach, wie dieser Quilt vom Foto, mit dem diese Decke anfing, eigentlich wirklich aussah und überlege, ob ich wohl zufällig noch einmal ein Bild davon finde. Vielleicht würde ich die Decke gar nicht wiedererkennen? Möglicherweise wäre ich schwer enttäuscht, würde mir heute jemand das Foto von damals zeigen? Wer weiß das schon.

Technisches: Decke etwa 1,35 x 2,05, dünnes Vlies, Rückseite dunkelblau gefärbtes Flanellbettlaken. Streifen ca. 7,5 x 2,5cm.
ein paar rail fence-Quilts im Netz: Ein ganz neuer Quilt mit weißen Streifen von Red pepper quilts, eine andere Anordnung hier bei Creative Energy sewing ergibt auch Zickzacklinien, interessant ist auch diese Variation von Trapofonia mit breiten und schmalen Streifen. Sehr häufig wird der dominate Streifen in die Mitte der Blöcke gesetzt - das ergibt dann eine Art Flechtmuster so wie hier von arianescrafts.

Montag, 8. August 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 31

Selbstgebacken: Bienenstich, den Rezeptklassiker von Dr. Oetker mit Puddingfüllung. Aus diesem Anlass gab meine Schwiegeroma endlich preis, womit sie ihren legendären Bienenstich füllt: Schlagsahne mit San-apart und Butter, aber im Vergleich zu normaler Buttercreme nimmt sie hier nur die halbe Menge Butter – also quasi ein Diätrezept.

Selbstgestrickt: Der Blätterschal ist wieder auf den Nadeln – nun geht es in die andere Richtung weiter.


Selbstgenäht: Die Hemd-Bluse-Umarbeitung – und ein halbes Sommerkleid aus dunkelblau-messingfarben changierendem Stoff. Ich weiß, Jammerei über das Wetter möchte nun wirklich niemand mehr lesen, aber ich bin ernsthaft demotiviert. Ich nähe ja nicht, um den Kleiderschrank zu füllen.

Selbstgeplant: Trotzdem nähe ich das Kleid diese Woche fertig!



Selbstfotografiert: Steckerkerlchen Nummer drei und vier, gefunden an einem Geschäftshaus in der Karl-Marx-Straße in Neukölln – das Schablonengraffiti auf dem ersten Bild ist übrigens das Schild für einen Laden.

Selbermacher geklickt: Die tollen Strickanleitungen für Schals, Socken Handschuhe von Monika - Smoking Hot Needles.

Sonntag, 7. August 2011

Neues Leben für alte Kleider im Juli (und Hemdenverwandlung die Vierte)

Der siebte Refashion-Sammelbeitrag in diesem Jahr, also mehr als Halbzeit für Neues Leben für alte Kleider. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich hat sich die Aktion schon bezahlt gemacht. Die neuen alten Sachen werden tatsächlich benutzt, und ich weiß schon jetzt, dass ich mich ohne diesen monatlichen Präsentationstermin wohl zu kaum den Umarbeitungen aufgerafft hätte. Dabei sind die Projekte wirklich nicht kompliziert: Meistens dauert sowas zwei, höchstens drei Abende, dann ist ein neu-altes Teil fertig. Ich hatte wieder ein Hemd unter der Schere, und diesmal war es besonders einfach, daher habe ich ein paar Zwischenschritte mitfotografiert (leider traurige Regenfotos), zum Nachmachen für euch, aber dazu unten mehr.

Zuerst zu euren Aus alt mach anders-Projekten im Juli – die Ferienzeit macht sich bemerkbar, aber ein paar ganz Unermüdliche kennen keine Pause.

Da ist zunächst einmal Monika - Wollixundstoffix, die für sich und ihre Lieben immer so wunderbar stimmige Kleider und Kombinationen näht. Anfang Juli schrieb sie hier im Kommentar:
"und diesmal habe ich wirklich den kleiderschrank geräubert und mit erstaunen festgestellt, dass ich - und mein mann - mich von langjährig gehüteten kleiderschätzen oder kleiderlieblingen trennen kann zum re chic."

Prima, so soll es doch sein. Und es war wirklich die ganze Familie involviert: Aus einem Lieblingshemd wurde ein Sommerrock für die Tochter, aus einem Motivshirt von Monika auch ein Tochterrock aus Jersey - sehr gekonnt und nicht nur fürs Kind - und für den Mann wurde aus einer Jeans eine Jeansbermuda im unverkennbaren Monika-Stil - so gefallen sogar mir Stickmuster und Verzierungen, und sogar ein kleines Malheur mit der Schere wird weiterverarbeitet und trägt zum Charme des ganzen bei.

Die Perlendiva ist ebenfalls schon seit Monaten mit ihrem Aus-alt-mach-anders-Stapel beschäftig, was ich ja gar nicht ahnte, und probiert eine Menge Refashion-Tutorials aus. Mit tollen Ergebnissen: An einem refashion-Wochenende entstanden so gleich ein Unterrock, ein kurzer Rock und ein Tellerrock - letzterer aus einer Tischdecke, was man sich kaum vorstellen kann, denn das Stoffmuster sieht aus, als wäre es extra für einen Tellerrock entworfen worden. Ich würde sagen, hier hat ein Stoff seine wahre Bestimmung gefunden. Angezogen kann man den Rock hier noch einmal sehen. Aus einem alten Pullover wurde ein roter Minirock, aus einem Hemd eine Tunikabluse - und aus einem T-shirt wieder ein T-shirt, aber ein viel interessanteres.

Und dass nicht jede Umarbeitungsidee bei Licht betrachtet so richtig sinnvoll und praktikabel ist, sollte man auch nicht verschweigen - Teresa/RoseundLavendel probierte das Häkeln mit T-shirt-Streifen aus, das man ja schon viel in den englischsprachigen Blogs gesehen hat, und kam angesichts ihres sehr kleinen Teppichs zu dem Schluss: "Das Ergebnis steht in keiner Relation zu dem Aufwand den ich getrieben habe."
Manchmal lockt auch ein Schnittmuster, weil es einfach "anders" ist, als man es sonst trägt - das hat allerdings auch meistens seine Gründe, weshalb Teresa ein Flatter-Tunika-Kleid dann doch lieber in ein Gartenkleid umwandelte.


Bei meinem Umarbeitungsprojekt diesen Monat war das Verhältnis von Ergebnis und Aufwand hingegen äußerst günstig - ein Projekt für einen Abend, würde ich sagen. Ausgangsmaterial war ein kurzärmeliges Hemd Kragenweite 42, hellblau, mit verteilten feinen Streifen in blau, beige und schwarz. Den wild geblümten Stoff der Ärmeltransplantation letztes Mal wollte ich nun unbedingt auch für mich verwenden - wie gut, dass beige und schwarz auch im Blumenmuster vorkommt.


Auf das Hemdvorderteil zeichnete ich mir einen runden Ausschnitt auf - die Rundung mit Hilfe eines Tellers und dann mehr oder weniger senkrecht hoch und im Rückenteil zum Kragenansatz verlaufend. Der Ausschnitt beginnt ein Stück über dem dritten Knopf von oben, das ist dann später an der Bluse der oberste Knopf.


So sieht das aus, wenn die Vorzeichnung ausgeschnitten ist - im Rückenteil schneidet man den Kragen einfach an der Naht ab.


Für die Armausschnitte nahme ich einen einfachen Blusenschnitt her (116 aus Burda 5/2007). Die "vordere Mitte", die dort eingezeichnet ist, wird an die Mitte der Knöpfe bzw. der Knopflöcher angelegt, die Schulter dahin, wo auf der Hemdenpasse die Schulter verläuft. Das ist keine exakte Wissenschaft - das Hemd möglichst glatt hinlegen und darauf achten, dass es einigermaßen symmetrisch wird.

Wie man sieht reicht das Hemdvorderteil am Übergang vom Armausschnitt zur Seitennaht nur ganz knapp - ich schneide da erstmal etwas großzügig aus und trenne dann dort die Ärmelnaht vom Hemd auf, in dieser Naht steckt meistens ziemlich viel Nahtzugabe, und dann kommt es gerade so hin. Für das Rückenteil ist die Prozedur dieselbe: Blusen-Rückenteil Mitte an Mitte auflegen, Armausschnitte und Seitennähte anzeichnen, mit Nahtzugabe ausschneiden. 


Die Ärmel werden aus den Hemdenärmeln zugeschnitten. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auch gleich den Ärmelsaum weiterverwenden, das geht noch schneller. Ich hatte da aber eine Einfassung mit dem Blumenstoff eingeplant.


Mein Blusenschnitt hat waagerechte Brustabnäher - die ignorierte ich beim Zunähen der Seitennähte, sonst würde nämlich das Vorderteil kürzer als das Rückenteil, und dann müsste ich ja glatt das Rückenteil komplett neu säumen. Die Abnäherweite - grob geschätzt - kam stattdessen in ein paar kleine Falten rund um den Ausschnitt. Der Ausschnitt wurde mit einem Schrägband aus dem bunten Stoff eingefasst. Die Kanzashi-Blüte war eigentlich zur Vervollständigung des Refashion-Objekts vom letzten Monat gedacht*, passt aber hier viel besser.


Das Bindeband ist einfach ein verstürzter Stoffstreifen. Damit er an der richtigen Stelle bleibt, gibt's kleine Garnschlaufen an den Seitennähten.

*) Die ärmeltransplantierte Bluse ist momentan in Wartestellung -  ihre Besitzerin ist im Urlaub. Nochmal vielen Dank für die vielen Ideen von euch in den Kommentaren! Es hat sich mittlerweile gezeigt, dass alle kleinteiligeren Verzierungen, z. B. ein schmaler Streifen neben der Knopfleiste bei diesen zwei unruhigen Stoffen nicht so recht funktionieren - und großflächige Transplantationen unternehme ich lieber nicht ohne Rücksprache, schließlich handelt es sich um ein Lieblingsstück, wir erinnern uns.

Nächstes Mal Neues Leben für alte Kleider am 4. September.

Donnerstag, 4. August 2011

Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Holodeck


Das war schon etwas ironisch: während ich mich beim letzten Nähtreffen auf Mellenis Frage hin ausführlichst über Stütznähte erging - was sie sind, was sie sollen, warum sie gut sind – hatte ich eben jene an diesem Teil vergessen und schaute am Ende meines länglichen Vortrags reichlich bedröppelt auf Armausschnitte, die sich schon auf gefühlt doppelte Größe ausgedehnt hatten. Mit etwas Mühe ließ sich alles wieder zurückschrumpfen, und so bekam ich die Ärmel an diesem Nachmittag doch noch unfallfrei hinein. Die kleine Bluse 101 aus Burda 6/2011 wird nämlich im schrägen Fadenlauf zugeschnitten, was man an Pepitas Kleidversion aus Karostoff viel besser erkennen kann.


Um noch einmal auf die drei W-Fragen in Bezug auf Stütznähte zurückzukommen:

Eine Stütznaht ist eine Naht mit normaler Stichlänge und in einfacher Stofflage, die ausdehnungsgefährdete Stellen sichert, bevor irgendetwas anderes mit dem Schnitteil passiert. Man näht einmal knapp neben der Nahtlinie auf der Nahtzugabe entlang, das ist alles. Das Schnitteil behält dann nämlich bei allen noch folgenden Nähoperationen seine Form, beim Anprobieren, beim Auftrennen, die Stütznaht verringert die Gefahr, dass man an zu verstürzenden Kanten beim Einschneiden der Nahtzugaben übers Ziel hinausschießt und gleich in die Naht hineinschneidet, und außerdem weiß man die ganze Zeit, dass sich die Nahtlinie knapp neben der Stütznaht befinden muss. Kurz: das Leben wird um vieles einfacher.

Bis zu den Burda-Anleitungen ist dieses Wissen noch nicht vorgedrungen, im englischsprachigen Raum gehören Stütznähte alias „staystitching“ aber vielfach zu der ganz normalen Vorgehensweise. (Bei Burda wird stattdessen irgendein Vlieseline-Produkt, z. B. Formband aufgebügelt. Ich führe das auf die Vlieseline-Verschwörung zur Erlangung der Weltherrschaft zurück – euch ist doch sicher auch schon aufgefallen, dass Burda-Anleitungen immer immer, egal, ob es sich um die Verschlussblende einer Seidenbluse oder um das Vorderteil eines Wollmantels handelt, immer Vlieseline G785 als Verstärkung angeben – die teuerste Sorte. Womöglich verwandeln sich auf ein geheimes Signal hin alle G785-Bestände eines Tages in etwas anderes, und dann haben wir den Salat.) Aber zurück zum Text: Die Methode Stütznaht ist supereinfach, praktisch kostenlos, und geht viel schneller als Aufbügeln – die größte Schwierigkeit ist, sich bezeiten daran zu erinnern.


Bei dieser Bluse vergaß ich auch gleich die Stütznähte an der Ausschnittblende, daher klappte das Einsetzen bei diesem Hauch von einem Stoff – eine Art feiner Baumwollvoile vom Markt – nicht besonders gut. Um von den ungewollten Kräuselungen abzulenken, nähte ich zuletzt einige schillernde Pailetten auf, die bestenfalls an Perlmuttplättchen, schlechtestenfalls an Hologrammfolie zum Aufkleben erinnern. Ob die bleiben dürfen, weiß ich noch nicht – aufgenähter Glitzer und ich, das ist ein schwieriges Verhältnis. Mit mehr Sonne sähe die Sache vermutlich noch einmal anders aus: So, wie man Wassereis mit Himbeeraroma nur bei dreißig Grad im Schatten genießen kann, so verlangt auch diese Bluse hochsommerliche Temperaturen. Bei der derzeitigen Wetterlage - grauer Himmel, es regnet immer noch – wirkt sie in etwa so deplatziert wie ein Norwegerpullover in der Karibik. Naja, ich bin einstweilen auf dem Holodeck und lasse mir einen perfekten Sommertag erzeugen, dann sehen wir weiter.

Montag, 1. August 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 30

Selbstgebacken: Marmorkuchen. Es soll jetzt jeden Freitag Kuchen geben - mal sehen, wie lange ich durchhalte. Wenn das Wetter so bleibt stehen die Chancen ganz gut: Dauerregen und backen passt gut zusammen.

Selbstgestrickt: Halbzeit beim Blätterschal aus dem Urlaub. "Maschen locker abketten", heißt es - das scheinbar Einfachste ist das schwerste, denn bei mir wird irgendwie gar nichts richtig locker, nicht mal mit Nadelstärke 6,5. Ob sich der Rand so schwalbenschwanzmäßig zurechtspannen lässt wie bei Madhatter? Ich habe Zweifel und muss mich mal über Abkettmethoden schlau machen.
Die zweite Schalhälfte wird nun in die andere Richtung gestrickt, dazu muss der provisorische Anschlag aufgelöst und die Maschen wieder auf die Nadeln genommen werden - noch nie gemacht, daher habe ich mich noch nicht getraut.


Selbstgenäht: Zum ersten Mal Patchwork auf Papier. "Das Muster kann man auch gut auf Papier nähen" war der Lieblingssatz der Quiltprofis beim letzten Quilttreffen. Das setzte sich bei mir fest, und für diesen Patchworkblock (den ich verschenken will, daher gibt es einstweilen kein Bild von vorne) war die Methode an sich eine gute Wahl - damit kann man nämlich relativ mühelos Blöcke mit kleinen fitzeligen Teilen nähen, die sich ohne Papierunterlage hoffnungslos verziehen würden. Eine gute Anleitung mit vielen Bildern gibt es zum Beispiel hier bei Steppstiche.

Der letzte Schritt - nämlich das Papier wieder abzupulen - ist so banal, dass er in den meisten Anleitungen gar nicht erwähnt wird. Ich fands wahnsinnig mühsam, und an den Nahtzugaben lösen sich die Nähte gleich wieder auf - das Einfachste ist das schwerste. Oder gibt's da einen Trick?



Selbstfotografiert: Ein weiteres Steckerkerlchen an der Lohmühlenbrücke zwischen Neukölln und Alt-Treptow. Man beachte, dass das Steckerkabel offenbar unterirdisch verläuft und erst ein Stück weiter weg zum Vorschein kommt. Einmal für die Steckerkerlchen sensibilisiert, entdeckte ich in Alt-Treptow an einem Hauseingang noch einen der typischen Stecker. Wo mag dieses Kabel wohl hinführen?

Selbermacher geklickt: Diesen Artikel von heise online - der Lappan-Verlag lässt zur Zeit Leute abmahnen, die Gedichte von Heinz Erhardt auf ihrer Webseite stehen haben. Aufpassen!

heimatfoto.blogspot.com - der Liebste brachte mich ja überhaupt erst zum Bloggen, hatte aber selbst jahrelang die totale Schreib-Unlust. Jetzt ist er wieder an Bord, mit einem Fotoblog, das nun die Leser entdecken müssen. Ich dachte da zum Beispiel an euch.