Montag, 30. Januar 2012

Selbstgemacht - KW 4






1. + 2. Tourist gespielt: Das Jahr hat für mich nicht gut begonnen, daher war es wichtig, auch mal wieder etwas halbwegs Normales zu tun, zum Beispiel durch Mitte zu flanieren. Das, was aussieht wie ein gelandetes Ufo ist die Humboldt-Box auf dem Schlossplatz - sie soll für den dort geplanten Schlossnachbau werben. Danach das Pergamon-Panorama gesehen - ein spektakuläres Monumentalbild mit Ton- und Lichteffekten, das die Stadt Pergamon im Jahr 129 n. Chr. zeigt. Kitschig, aber trotzdem beeindruckend, und sicherlich toll für Kinder.

3. Selbstgestickt: Nur einen Test mit dem ungarischen Kreuzstichbuch aus Leipzig und Material, das gerade zur Hand war. Suschna, Kathrin, Griselda und ich haben in dieser Woche eine Stickchallenge ausgeklügelt, da wird es experimenteller zur Sache gehen – vielleicht habt ihr dann ja Lust, mitzusticken?
Nächste Woche geht es los.

4. Selbermacherinnen getroffen: Maria (Schildis Welt), Karen (Vrolijk) und die nicht-mehr-ganz-bloglose-Wiebke (Co-Bloggerin bei Flohstiche) auf dem Markt, den wir fast leerkauften. Ich habe jetzt auch den rot-schwarz-grauen Karostoff von Mellenis Super-Karokleid und würde mir gerne aus dem Passt-Kleidschnitt ein Wickelkleid konstruieren. In die Dame vom Pramo-Heft von Maria bin ich immer noch ganz verliebt - vielleicht rahme ich mir sie ein? Karen brachte holländischen Süßkram mit - danke, ihr beiden!
5. Außerdem unterhielt ich mich sehr nett mit Suse in ihrem neuen Laden Heimatkinder - sie hat ihre Selbermachen-Leidenschaft vor kurzem zu ihrem Hauptberuf gemacht (bei Suse gibt es übrigens auch jede Menge Stoffe zu kaufen, vor allem bunte Jerseys).

Mittwoch, 25. Januar 2012

Herzenswunsch (Drops 135-21)


Jedes Jahr das gleiche Drama: auch mir fällt es schwer, für den Liebsten ein Weihnachtsgeschenk zu ersinnen. Fotokrams kauft er sich selbst, Elektronikgadgets auch, außerdem hat er ja mich und ist ansonsten wunschlos glücklich. Auf die Frage, was er sich zu Weihnachten wünsche, gab es immer nur eine Antwort: „Nichts.“

Dass doch zumindest ein ganz konkreter Wunsch in dem Mann schlummert, wurde mir klar, als wir im Herbst zufällig am KaDeWe vorbeikamen und da eine Strickjacke irgendeiner bekannten Marke im Fenster hing: sah aus wie handgestrickt, kostete 850 Euro, und der Liebste betrachtete sie mit leuchtenden Augen. Wie gerne hätte er doch wieder so eine kuschelige Strickjacke, wie er sie früher einmal gehabt hätte. Ob ich ihm nicht sowas stricken könnte?


Hilfe! Noch nicht einmal für mich selbst stricke ich derzeit solche langwierigen Projekte. Irgendwie konnte ich auf ein anderes Thema überleiten, aber die übliche was-wünschst-du dir-zu-Weihnachten-Frage hatte fortan eine andere Antwort: „Eine schöne Strickjacke! Sonst nichts.“

Anfang Dezember und mithin für Weihnachten eigentlich viel zu spät, war ich zermürbt. Schließlich kann ich stricken, wie könnte ich meinem Liebsten nur aus Faulheit einen Herzenswunsch versagen? Ich suchte nach Strickjackenanleitungen, fand das meiste blöd oder ungeeignet und verfiel, schon in leichter Panik, auf Drops 135-21, eine Jacke mit Schalkragen und Einstrickmuster. Die bestellte Wolle kam glücklicherweise schon nach wenigen Tagen.

Warum ich nicht daran gedacht hatte, dass mir das Einstrickmuster erstmal nicht so leicht von der Nadel gehen würde, weiß ich nicht mehr. Und dann auch noch eins mit Hin- und Rückreihen, so dass beim zweifarbigen Linksstricken die Fäden vor dem Gestrickten liegen. Couturette hatte Recht: das sollte man vermeiden (und wie sich Musterstrickjacken in der Runde arbeiten lassen erklären die Links in ihrem Beitrag, das merke ich mir für nächstes Mal). Ich entwickelte dann meine eigene krude kontinental-angelsächsische Strickmethode, bei der die Hauptfarbe nach deutscher Art um den Finger gewickelt und die Musterfarbe englisch hineingeworfen wird.


Vorder- und Rückenteile strickte ich mit einer zwischen Größe M und L liegenden Maschenzahl, nach Vorbild einer passenden Kaufstrickjacke. Die Ärmel sind recht seltsam, so, wie sie die Anleitung vorsieht: sehr lang und schmal, genauer gesagt 8 Zentimeter länger als die Ärmel der Vorbildjacke, in Größe M aber so eng, dass sie nicht einmal mir gepasst hätten. Ärmel für Menschen mit der Größe eines Basketballprofis, aber ohne die Muskeln. Nach einem Ärmeldrittel musste ich also noch einmal von vorne anfangen, mit der Maschenzahl von Größe XL und neu berechneten Zunahmen.

Das warf mich arg zurück, so dass ich mit dem Stricken (und dem Vernähen der tausend Fäden erst!) exakt bis Heiligabend beschäftigt war, aber es hat sich gelohnt: ich habe einen glücklichen Menschen zuhause, der quasi mit der Jacke verwachsen ist. Und ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass Männerstrickjacken mit Nadelstärke 5 gar nicht so schlimm sind und denke schon über eine Wiederholung nach. Dann fange ich aber spätestens im Oktober an!


Strickmuster: Drops 135/21  
Garn: Drops Alaska olive-meliert und beige und Drops Nepal in rot  
Nadeln: Stärke 4,5 für Bündchen und Schalkragen, Stärke 5 für alles andere

Änderungen: Ärmel knapp zwei Nummern breiter und dafür 8cm kürzer gestrickt.
Knopflöcher über drei Maschen statt gehäkelte Schlaufen.
Die Garnmenge ist sehr großzügig berechnet: Von den Musterfarben hätten je 100g dicke gereicht, auch von der Hauptfarbe blieb mehr als ein Knäuel übrig.

Freitag, 20. Januar 2012

Kona Cotton Kantha


Erinnert ihr euch noch an die Erbsensuppe? Im August hatten wir in der Quiltgruppe gemeinsam Stoffe bestellt, und zwar Kona Cotton Charm quilt packs, Farbrichtung „dusty“, Pakete mit je 44 Stoffquadraten im Format 12x12 in 44 verschiedenen Farben. Die Herausforderung bestand darin, aus diesem Paket mit zwei anderen einfarbigen Stoffen nach Wunsch einen kleinen Quilt oder etwas anderes anzufertigen. Wie sehr würden sich die Quilts gleichen, bei gleichem Ausgangsmaterial? Letzten Sonntag wurden nun die Ergebnisse enthüllt, Suschnas transparenten Stimmungsquilt kann man zum Beispiel hier in ihrem Blog sehen. Aylin war schon ganz früh fertig und nähte ein Kissen aus den Stoffen.
 

Meine ersten Assoziationen angesichts des Stoffpakets gingen ja in Richtung traurige Rentnerjacken, verkochte Eintöpfe, Schlamm und Schmutz. Die Stoffe der „dusty“-Palette sind alle gleichermaßen gedämpft, es gibt wenig Kontraste, am meisten aber irritiert mich ihre Struktur- und Texturlosigkeit. Natürlich ist das vom Hersteller beabsichtigt – sie sollen sich ja gerade zuverlässig in Quilts mit Musterstoffen einfügen und nur durch ihre Farbe wirken. Da ich bei Quilts das Unregelmäßige, Zufällige mag und normalerweise Stoffe mit Geschichte, aus ganz verschiedenen Quellen und Zeiten verwende, hatte ich mit solcher Gleichförmigkeit bisher noch nicht zu tun.


Ich wollte also in den Quilt eine Textur, den Zufall und das sichtbar Handgemachte hineinbringen, ohne mich vom Prinzip des Quilts, letztlich ja eine gefütterte, wattierte und abgesteppte Decke, zu entfernen. Und wenn der Stoff an sich industriell, perfekt, leblos wirkt, dann muss eben das Quilting für das Lebendige sorgen.


Kantha ist ein indisches Quiltprinzip - ursprünglich wurden abgenutzte Kleidungsstücke und alte Stoffe in mehreren Schichten aufeinander gelegt und mit kleinen Stichen durchgesteppt, um wieder ein benutzbares Stück zu erhalten, das zu Gebrauchsgegenständen weiterverarbeitet wurde. Das charakteristische sind die kleinen, dichten Vorstichreihen, mit denen gesteppt wird. Die Stichreihen laufen parallel und liegen eng beieinander - manchmal in einfachen Linien, manchmal bilden sie verschlungene Muster. Einen guten Überblick über einige Stichtypen der Kantha-Stickerei findet man hier. Mich interessierte vor allem die Strukturierung der Oberfläche durch die Stichreihen: das gleichmäßige Stichraster durchbricht die Oberfläche und hält sie gleichzeitig auch zusammen.


So einen Effekt wollte ich hier auch. Das Garn ist normaler Sticktwist (zweifädig), mal im Kontrast zur Untergrund, mal Ton in Ton, mal hell auf dunkel, mal dunkel auf hell, mit zufälligen Farbwechseln immer dann, wenn ein Faden zuende war. Wie ich Deepas Blog entnehme, habe ich im Bejod-Stil gestickt: die Stiche in den parallelen Linien sind nicht bündig.


Für den kleinen Quilt verwendete ich letztlich fast das ganze Stoffpaket ohne zusätzliches Material, denn es gab in meiner Stoffsammlung einfach nichts, was nicht in Struktur oder Farbintensität herausgestochen hätte. Durch stundenlanges Quadrate-Kombinieren und Umsortieren fand ich schließlich Farbzusammenstellungen, die mir gefielen, das Rechteckmuster ergab sich aus dem begrenzten Material.


Das Nähen in den Bahnen einer vordefinierten Aufgabe erwies sich mal wieder als spannender Prozess mit unerwartetem Ausgang und einem schönen Ergebnis, mit dem ich bei dem ersten demotivierenden Blick auf das Stoffpaket niemals gerechnet hätte. Fazit: gebt mir mehr Herausforderungen!


Nachtrag 22. 1. 2012: Hier gibt es jetzt die anderen Ergebnisse der Kona cotton Challenge zu sehen.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Nadelwald Neukölln - Nähen wie im Märchen


Genügsame Naturen brauchen nur ein Eckchen mit Nähmaschine, um kreativ tätig zu werden – aber wie viel mehr Spaß macht das Nähen doch, wenn man sich in inspririerender Umgebung ausbreiten, zwischendurch einen guten Kaffee schlürfen und auch noch in Schnittmusterzeitschriften und Büchern blättern kann. Das im Herbst neu eröffnete Nähcafé Nadelwald in der Friedelstraße mitten im neuen Neuköllner Norden ist so ein inspirierender Ort, mit allem, was das Nähherz begehrt. Ich lernte den Nadelwald und seine Besitzerin - sozusagen die Försterin - Swantje letztes Jahr kurz nach der Eröffnung kennen, die Quiltgruppe trifft sich dort einmal im Monat und hat damit nun endlich das ideale Domizil gefunden.


Den idealen Ort zum Nähen zu schaffen war auch Swantjes Absicht, als sie sich mit dem Nadelwald selbständig machte. Swantje hatte als Schneiderin und Modedesignerin schon eine Reihe von Stationen in verschiedenen großen Firmen durch (hier in ihrem Blog kann man das genauer nachlesen) und wollte raus aus dem durchreglementierten Hamsterrad von zwölf Kollektionen pro Jahr und wieder das tun, weswegen man gemeinhin Mode studiert: um selbst zu entwerfen und, in ihrem Fall, klein aber fein auch selbst zu produzieren.


Die Suche nach einem Ort zum Arbeiten am geplanten eigenen Label gestaltete sich schwierig – die eigene Wohnung kam nicht in Frage, die meisten Nähcafés waren zu beengt, und eine Atelierpartnerin, mit der sich Raummiete und Maschinen teilen ließen, war auch noch nicht in Sicht. Als sie den Laden in der Friedelstraße fand, ehemals eine Glaserei, griff Swantje zu - und kurz darauf noch einmal, als bei Ebay der Maschinenpark einer kleinen Sportbekleidungsfirma zum Verkauf stand. Jetzt hatte sie Nähmaschinen, und zwar mehr als sie selbst brauchte, verschwenderisch Platz und einen neuen Plan: ein Nähcafé zu eröffnen, wie sie es selbst gerne nutzen würde, hell, freundlich, geräumig, nicht nur einen Laden, um „schnell mal was“ zusammenzunähen, sondern einen Ort, wo sich Nähbegeisterte vom  Anfänger bis zum Profi gerne aufhalten, Neues lernen und sich austauschen können.


Die drei großzügigen, miteinander verbundenen Nadelwald-Räume beherbergen nun die Maschinen des Ebay-Funds, darunter auch Industrieoverlocker und -coverlock, mit der sogar Spaghettiträger hergestellt werden können, außerdem gute Haushaltsmaschinen von Brother, Bügelanlagen und Zuschneidetische. Für Inspiration sorgt die Bibliotheksecke mit Sofa und vielen Modebildbänden und Zeitschriften und ein Burda-Fundus der letzten zwanzig Jahre, in den Regalen oder in alten Weinkisten entdeckt man kleine karierte Monster und Brokkoliröschen als Ohrringe, die man kaufen kann, oder Omas Zinnbecher mit Jagdmotiven, zweckentfremdet als Behälter für Markierstifte und Rollschneider.


Die Maschinen lassen sich stunden- und tageweise mieten, außerdem sind Kurse und Workshops geplant: im neuen Jahr geht es erstmal los mit Stricken, aber das Angebot richtet sich natürlich nach euren Wünschen, daher einfach nachfragen, wenn ihr etwas bestimmtes lernen oder selbst einen Workshop anbieten wollt. Dienstags und Donnerstags ist abends Nähsprechstunde, wo ihr für eure Projekte Hilfe findet und gemeinsam mit anderen nähen könnt. Ich freue mich schon auf die nächsten Quilttreffen auf dem goldenen Sofa und hoffe, dass der Nadelwald wächst und gedeiht!

Nadelwald Co-sewing space
Friedelstraße 11
12047 Berlin

Öffnungszeiten, Preise und alles weitere auf der Webseite www.nadelwald.me

(Disclaimer: ich bekomme wie immer keine Gegenleistung für den Artikel und auch nicht für das Banner rechts. Ich mag den Laden und möchte, dass es ihn noch lange gibt.)

Montag, 2. Januar 2012

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 52




1. Letzte Weihnachtsimpression: Dieser Balkon in der Hobrechtstraße in Neukölln ist immer vorbildlichst jahreszeitlich geschmückt. (Und bedenkt, dass ihr die Weihnachtswichtel in der zweiten Reihe auf dem Bild gar nicht sehen könnt!)

2. Das letzte Nähkränzchen des Jahres bei der bloglosen Wiebke, und wie Charlottenburg und Kreuzberg schon berichtet hatten, ein außerordentlich produktives - trotz Prosecco. Ich habe die Jacke 107 aus Burda 12/2010 aus dünnem dunkelgrünen Strickstoff genäht und sie gefällt mir richtig gut - so darf es 2012 gerne weitergehen.

3. Alter Bekannter: Die Steckerkerlchen hatte ich schon öfter dokumentiert - dieser hier mit blauen Augen ist an einer Eisdiele am Weichselplatz und nur jetzt zu sehen, weil sie wegen der Feiertage geschlossen ist.

Selbermacher geklickt: Den Scrap Attack Quilt-along bei Stitched in Color, gefunden über Flohstiche -  bis März wird gemeinsam ein Restequilt mit einem Muster eigener Wahl genäht. Bunte Restequilts liegen ganz auf meiner Linie, daher werde ich gespannt den Fortgang verfolgen. Wie es so geht, klickte ich mich von da aus, etwas silvestergeschädigt, weiter durch Patchworkblogs, eines schöner als das andere - und fand dabei diese Anleitung für einen "scrappy organizer", ein Mäppchen für Karten, Dokumente und anderes. Prima, schon seit Monaten möchte ich mir eine kleine Tasche mit vielen Fächern für mein Nähzeug machen, der Organizer lässt sich dafür gut abwandeln.