Donnerstag, 23. August 2012

Wochenrückblick KW 33





1. + 2. Im Bauhaus-Archiv läuft noch bis Montag eine Ausstellung über die Weberin Benita Koch-Otte, und ich bin froh, es noch dorthin geschafft zu haben, auch wenn die Ausstellung winzig klein ist und ich nach dem Besuch mehr Fragen hatte als davor - aber das belegt nur den Lernzuwachs!

Benita Koch-Otte kam 1920 zum Bauhaus nach Weimar und spezialisierte sich nach den Vorkursen (unter anderem bei Paul Klee) auf die Weberei. Ab 1925 baute sie die Weberei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle auf, die es noch heute gibt. Ex-Bauhäusler wurden 1933 aus Staatsdiensten entlassen und fanden nur schwer eine neue Anstellung - Koch-Otte ging mit ihrem Mann, dem Bauhaus-Fotografen Heinrich Koch nach Prag, kehrte nach dessen Unfalltod aber 1934 nach Deutschland zurück und kam in der Weberei der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bei Bielefeld unter, die sie bis 1957 leitete. In der Bielefelder Handweberei werden ihre Entwürfe noch heute verwendet, zum Beispiel für Geschirrtücher.

Eine mehr als spannende Biographie also - leider beschränkt sich die Ausstellung auf den Zeitraum bis 1933. Die Entwurfszeichnungen sind interessant, keine Frage. In winziger Schrift sind Abmessungen, Farbtöne, Fadendichte darauf notiert, Webstrukturen schraffiert oder durch weiß abgetöne Farbfelder angedeutet. Einige ausgeführte Arbeiten sind erhalten, in der Ausstellung lassen sie sich mit den Entwürfen vergleichen. Ein geknüpfter Wandbehang von 1929 mit einem Muster aus ineinander greifenden, in sich wieder gemusterten Kreuzen fiel mir sofort ins Auge - dieses Muster kennt man heute nämlich als Patchworkmuster so wie hier. Und 1929 bekam das konsequent modern eingerichtete Arbeitszimmer des Landeshauptmanns in Merseburg einen Teppich mit eben diesem Muster, wie ein Foto belegt.

Ich hätte mir etwas mehr gewünscht - mehr Informationen, über die Herstellung, den Gestaltungsprozess, die Materialien, über den Stellenwert der Weberei im Bauhaus und über diese bemerkenswerte Frau, aber die Ausstellungsfläche im Bauhausarchiv ist derartig beengt, dass große Sonderausstellungen einfach nicht möglich sind.

3. Nach der Ausstellung hatte ich noch mehr Lust auf Einfarbiges. Schon davor hatte mich Suschna mit ihrem Hexagon-Patchwork angesteckt, als ich es beim Quilttreffen "in echt" ansehen konnte - ich musste Sechsecke umnähen, zuerst ohne Ziel. Jetzt mit Ziel, oder sogar Zielen. Wir werden sehen, was daraus wird, denn zeitaufwendig ist es schon. 

4. Ach? (Schablonengraffiti Mareschstraße/Ecke Sonnenallee, Neukölln) 

5. ohne Bild aber trotzdem toll: Mini-Bloggertreffen mit Kathrin, Ulrike und Suschna am vermutlich heißesten Tag des Jahres. 

7 Kommentare:

  1. In der ZEIT (http://www.zeit.de/kultur/kunst/2012-07/bauhaus-frauen) erschien ein Artikel, der die Problematik vielleicht ein bischen erklärt.
    In der Tat ist es so, dass von den Bauhaus- Künstlerinnen viel zu wenig übrig blieb.
    Übrigens kann kann es keine Exponate nach 1933 geben, da das Bauhaus aufgelöst werden mußte. Viele Bauhäusler, zumindest die Architekten gingen in die Emigration.
    Ich empfehle einen Besuch in Dessau....
    Mfg
    Silvia H.

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    1. Ähm, hast du meinen Text vollständig gelesen? Mir ist schon klar, dass man, besonders mit begrenztem Platz, irgendwo den Schnitt machen muss - aber dass Vorläufer und Nachwirkungen des Bauhauses (auch in der Dauerausstellung) fast gar nicht zur Sprache kommen, stört mich. Das Bauhaus war kein singuläres Ereignis.

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    2. Oha… was soll ich nur sagen?
      Ich habe durchaus Ihren Artikel vollständig gelesen. Und ohne die Fakten nachgeprüft zu haben, gebe ich Ihnen inhaltlich erst mal recht.
      Allerdings gestehe ich mir den Fehler ein, gedacht zu haben, dass die „Vernachlässigung“ der Frauen am Bauhaus eine altbekannte Tatsache ist. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich seit fast 20 Jahren mit dem Thema Bauhaus auseinandersetzte.
      Da mir das Thema “Frauen am Bauhaus“ persönlich sehr am Herzen liegt, freue ich mich natürlich über Ihr Interesse und würde mir wünschen, dass sie Ihren Blog nutzten, weiter und vielleicht noch ein wenig fundierter, darüber zu berichten. Im Zuge der immer wieder aufkeimenden Gender-Diskussionen wäre das sehr begrüßenswert.
      (Umfassende Informationen zum Thema bekam man durchaus auch schon in der Zeit vor dem Internet. Damals gab es noch Dorfbüchereien und ambitionierte Buchhändler.)
      In Zukunft werde ich Kommentarfunktionen in Blogs ignorieren…. Versprochen!
      Mfg Silvia H.

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    3. Ich glaube wir reden hier vollkommen aneinander vorbei. Aber jede Leserin hat das Recht, aus einem Text genau das herauszulesen, was sie darin finden möchte. Kein Grund, nie und nirgends mehr zu kommentieren, aber für die Autorin ist es einfach befremdlich, in einem Kommentar genau das vorgehalten zu bekommen, was sie selbst gerade geschrieben hat.

      viele Grüße!

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  2. Tolle Informationen hast Du da zusammengetragen. Und sehr schade, daß es nicht vielleicht mehr zu sehen gab.
    Dein Patchwork sieht schon super-toll aus. Ich habe immernoch ein noch nicht beendetes Patchworkdeckchen mit solchen Sechsecken in meiner Nähkiste liegen. Vielleicht sollte ich das mal zum Anlass nehmen und es ENDLICH fertig stellen. Denn diese Art von Patchwork gefällt mir sehr - sehr gut!
    Liebe Grüße Tinki

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  3. In die Ausstellung wollte ich eigentlich auch noch gehen, aber das schaffe ich wohl nicht mehr. Besonders die Entwurfszeichnungen der Bauhaus-Frauen finde ich toll. Aus Büchern hatte ich mir schon einmal welche herausgesucht und versucht, in klein nachzudrucken. Das Versuchsstück könnte ich nun auch noch zeigen, dann wäre es wieder ein virtuelles Fachsimpeln. Sonst bringe ich es zum nächsten Treffen mit.
    Deine Quadrate mit den klaren Farben sehen sehr vielversprechend aus.

    Und diese Internetseite mit Ost-Produkten ist ja auch klasse, Danke für den Link (war ja auch wieder viel Recherche).

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  4. über benita koch habe ich erst einen sehr interessanten artikel in der süddeutschen gelesen...wäre ich bei dir ich wär mitgegangen...aber zu weit weg. der atikel ist möglicherweise online abgelegt..kannst ja mal schauen..interessante lebensgeschicht und gerade auch passend zu cats diskussion über feminismus und so..

    liebe grüße
    stella
    die an ihren 6 ecken verzweifelt ist und lieber grad was andres macht ..

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