Samstag, 26. September 2015

Vivienne-Westwood-Sewalong Teil II oder: Erst das Vergnügen, dann die Arbeit


"Das Unwichtigste zuerst", so könnte man meine Teilnahme am Vivienne-Westwood-Sewalong heute bezeichnen. Ich habe nämlich außer einer groben Planung noch nichts vorzuweisen, nähte in den vergangenen 14 Tagen aber erstmal eine karierte Tasche.


Auf die Idee brachte mich Claudia - Bunte Kleider, die heute auch alle Beiträge des Sew-alongs sammelt, sie erwähnte letztes Mal das Stichwort "karierte Tasche", das bei mir eine Assoziationskette auslöste, die bei einem Stoffrest von diesem Rock endete. Das Bedürfnis nach einer karierten Tasche war so dringend, dass ich mit dem Arya-Schnitt von Machwerk sofort ans Werk gehen musste. Die karierten originalen Westwood-Taschen, die es auf der Westwood-Seite gerade im Webshop gibt, gefallen mir übrigens nicht - niemals würde ich mehrere hundert Euro für eine Stofftasche mit Kunstlederhenkeln ausgeben!


Mein Karostoffrest war so klein, dass die Tasche ein paar Zentimeter schmaler ausfiel, als der Schnitt vorgibt, und die Karos vorne und hinten in verschiedenen Richtungen laufen. Der Wollstoff ist mit einem Stück Quiltwattierung hinterlegt und mit ein paar senkrechten Nähten durchgesteppt. Die Henkel bestehen aus schwarzem Wildlederimitat, mit Bügeleinlage verstärkt und nach der Anleitung für Stoffhenkel genäht, die beim Arya-Schnitt dabei ist. Voilà: Eine Stofftasche mit Kunstlederhenkeln, alle Materialien Reste aus dem Bestand, nur die Reißverschlüsse sind neu gekauft.


Nachdem das Dringende somit erledigt ist, konnte ich noch ein klein wenig an die weitere Planung gehen. Dazu gibt es eine hochprofessionelle Zeichnung - getreu der Schlampenstrickmethode - für  eine schwarze Strickjacke mit V-Ausschnitt und langem Bund. Ich möchte den Hauptteil der Jacke aus glattem schwarzem Garn (wahrscheinlich Baby Merno von Drops) stricken und mit einem flauschigen Garn (möglicherweise Drops Kid Silk als Beilauffaden zur Merinowolle) ein Hahnentrittmuster einstricken. Dazu muss ich erstmal ein paar Proben stricken um herauszufinden, welche Größe der Hahnentritt haben muss, um erkennbar zu sein. Falls das Muster gar nicht funktioniert, gibt es abwechselnd glatte und flauschige Ringel.

Die geplante Strickjacke ist allenfalls sehr locker "inspiriert von" Vivienne Westwood, denn bei der Suche nach Bildern von Stricksachen ist mir nichts wirklich Kopierwürdiges untergekommen. Obwohl ich die Jacke mit dem großen Zifferblatt (pinterest-Link) recht nett finde - allerdings würde ich das Zifferblatt aufsticken, nicht aufdrucken.

Bei den Röcken aus Wollstoff mit Drapierung werde ich mich hingegen an einer Kopie versuchen, als Vorbild dient dieser Rock (pinterest-Link), bei dem man Dank gestreiftem Stoff die Konstruktionsweise erahnen kann. Damit habe ich mich aber noch nicht ernsthaft beschäftigt. Möglicherweise legt ja eine andere Sewalong-Teilnehmerin heute schon etwas vor.

Die Sammlung aller Teilnehmerinnen findet sich hier bei Claudia - ich freue mich schon darauf, alles in Ruhe anzuschauen. Mir hat ein Sewalong lange nicht mehr so viel Spaß gemacht, es ist toll, bei jeder Teilnehmerin einen anderen Aspekt von Vivienne Westwood zu entdecken.

Freitag, 25. September 2015

Mona II oder: Lucy als Jugendstilsofa

 

Das Vernähen von Dekostoffen zu Bekleidung hat ja so seine Tücken. Man bekommt zum Beispiel zweischneidige Komplimente wie "du siehst aus wie ein Jugendstilsofa". Jugendstil lasse ich mir gerne gefallen - aber Sofa? Ich sehe aus wie ein Sofa?!? Wer denkt da nicht an die Filmszene aus Bridget Jones, als Bridget von ihrer Mutter gezwungen wird, einen Teppich anzuziehen, und dann Colin Firth mit Rentierpullover begegnet. Nun ja.


Mein Rentierpullovermann machte jedenfalls gestern ein paar Fotos von mir im Sofa, damit ich endlich den verwendeten Schnitt, Jacke Mona aus Maison Victor Januar/Februar 2015 besprechen kann. Die schlichte schwarze Version aus weichem Wollstoff hatte ich vor kurzem schon gezeigt. Aus dem steiferen Stoff (der mich übrigens eher an Matisse als an Jugendstil erinnert), sitzt und passt die Jacke aber genauso gut, was ich beinahe als ein Wunder bezeichnen möchte.


Der Stoff ist ansonsten wieder mal so ein Fall, bei dem Innen- und Außenwahrnehmung stark auseinander klaffen: Wenn ich die Jacke trage und an mir herunterschaue, fühle ich mich ungewohnt bunt und ungewohnt gemustert - auf den Bildern finde ich den Stoff allerdings nicht besonders farbig oder besonders wild. Es ist ein fester naturweißer Baumwollstoff mit Webstruktur und einem Druck in einem intensiven Blau mit leichtem Stich ins Violette, das ich sehr mag, das aber sehr selten ist. Ich kaufte den Stoff zwar an einem Stand mit Bekleidungsstoffen, vermute aber, dass es sich eigentlich um einen Gardinenstoff handelt.  


Der Schnitt  Mona ist denkbar einfach: Das Vorderteil hat Prinzessnähte, das heißt keine Abnäher, sondern eine durchgehende geschwungene Naht vom Armausschnitt zum Saum, die die Vorderseite in zwei Schnittteile unterteilt. Die Kurve des Schnitts passte dabei auf Anhieb zu meinem Körper. Die Rundung für die Brust sitzt wunderbarerweise an der richtigen Stelle, und es gibt keine Beule oberhalb der Brust oder in der Achselregion, wie man das von schlecht passenden Prinzessnähten kennt. Die Ärmel haben am Unterarm einen längs verlaufenden Abnäher und werden dadurch schön schmal, die Schultern sind erheblich weniger breit als die durchschnittliche Burda-Schulter und passten mir auf Anhieb viel besser. Die Jacke wird kaum verstärkt  und hat keine Polster - nur die Belege bekamen eine ganz dünne Vlieseinlage. Die Jacken sind dadurch angenehm leicht und tragen sich fast wie eine Strickjacke.


Mona ist noch dazu sehr einfach zu nähen und die Bildanleitung im Heft ist sehr gut, so dass die Jacke als erstes Jackenprojekt für Näh-Neulinge sehr gut geeignet ist. Ich habe beide Jacken gefüttert, was die Nähschwierigkeit nur unwesentlich erhöht. Man braucht einen großzügig abgemessenen Meter Futterstoff, etwa 1,10 m reichen.

Ich kann den Schnitt uneingeschränkt empfehlen und werde mich auf die Suche nach einem schönen schwarzen, strukturierten Wollstoff begeben, um Mona I, deren Stoff sich leider selbst zerstört, bald aus robusterem Material nachnähen zu können.

Zusammenfassung:
Schnitt: Mona, Maison Victor Januar/Februar 2015
genäht in Größe 40, Futter hinzugefügt.
Material: einmal locker gewebter, dicker Wollstoff, tweedähnlich, einmal feste Baumwolle, Viskosefutter.

Dienstag, 15. September 2015

Ankündigung: Winterjacken-Sewalong ab 20. September im MeMadeMittwoch-Blog

Bei großen Nähprojekten ist es doch immer gut, wenn man nicht alleine unterwegs ist, nicht wahr? Ich möchte mir schon seit dem Frühjahr einen halblangen, gefütterten Übergangsmantel nähen und habe das Anfangen nur immer wieder und wieder verschoben.

Deshalb freue ich mich sehr, dass es jetzt im Herbst einen Winterjacken-Sewalong im MeMadeMittwoch-Blog gibt, den Karin und ich betreuen - da bin ich einfach gezwungen, mitzunähen und vor allem: durchzuhalten. Los geht's am 20. 9., nächsten Sonntag, mit der Inspirationssammlung: Was für einen Mantel oder was für eine Jacke will ich? Wovon träume ich, was brauche ich? Welche Stoffe, welche Farbe kommt für mich in Frage? Wir werden uns alle 14 Tage treffen, und bei den Treffen wird es - darüber freue ich mich besonders - einige Tutorials der MMM-Teammitglieder zu den schwierigen Details beim Jacken- und Mantelnähen geben. Den genauen Zeitplan gibt's dann am Sonntag.

Zur Einstimmung aufs Winterbekleidungsthema werde ich mich heute Abend in die Beiträge des Herbstjackensewalongs vom letzten Jahr bei Chrissy und bei Karin vertiefen. Stoff und Futter für einen geplanten Mantel habe ich schon seit zwei oder drei Jahren, aber nur eine ungefähre Vorstellung, wie der Schnitt aussehen soll. Da ich Vortunerin bin, wäre ja ein Schnitt gut, den ich ohne große Änderungen einfach nachnähen könnte.

Also bis Sonntag, Karin und ich freuen uns auf euch!  

Sonntag, 13. September 2015

Westwood-Sewalong Teil 1: Hobbynäherin trifft "Queen of Punk", oder: Inspirationen


Gestern begann bei Sybille, dem Büro für schöne Dinge und bei Claudia - Bunte Kleider der Vivienne-Westwood-Sewalong, auf den ich mich mindestens schon ein halbes Jahr freue, seitdem die Sachenmacherin die Idee aufbrachte. Erstens, weil wir einen Sewalong, inspiriert von einer Designerin, bisher noch nicht hatten, und zweitens weil ich einige Westwood-Designs schon seit Jahren von einer Pinterestwand auf die andere schiebe, alleine aber bestimmt nie an die Umsetzung herangegangen wäre.

Heute geht es im Sewalong zunächst um die Inspirationssammlung. Was fällt mir also zu Vivienne Westwood ein? In ihren Entwürfen gibt es ja über die Jahre betrachtet eine sehr große stilistische Bandbreite. Einerseits gilt Westwood als die Erfinderin des Punk, oder, wie man wohl zutreffender sagen müsste: sie war diejenige, die Elemente der Subkultur des Punks als erste in der Mode verwendete, vielleicht auch die erste, die überhaupt Elemente der Mode von der Straße als Inpirationsquelle für Modekollektionen heranzog. Superenge Röhrenhosen mit Löchern an den Knien, T-Shirts mit Aufdrucken und provokativen Sprüchen, Netzstrümpfe und Sicherheitnadeln, Unterwäsche als Oberbekleidung getragen - das sind die Elemente, für die Westwood vor allem in den 70er und 80er Jahren bekannt wurde. Andererseits ist in den letzten Jahrzehnten die Orientierung an historischer Mode nicht zu übersehen: Mieder, Schößchen, taillierte Jacketts, Reifröcke, Karostoffe und Wolltweed. Westwood dreht diese Inspirationen durch den Wolf, macht die Drapierungen noch exaltierter, die Jackenrevers noch größer, das Tartanmuster noch bunter.

In ihren persönlichen Auftritten setzt sie sich seit Jahren mit plakativen Aktionen für und gegen allerhand ein: Für PETA, gegen den Klimawandel, für Konsumverzicht, für Wikileaks und letzte Woche fuhr sie mit einem weißen Panzer vor das Haus des britischen Premierministers David Cameron, um gegen Fracking zu protestieren. So ganz durchdacht und differenziert ist das in der Regel nicht, was sie zu ihren Engagements in diversen Interviews sagt. Ich bin keine große Freundin des politischen Stammtischs, auch wenn es um Positionen geht, die ich eigentlich teile, sondern entwickele da leicht etwas Fremdscham, und so geht es mir auch oft, wenn Westwood wieder irgendwo zitiert wird. Aber: Immerhin hat Westwood überhaupt eine Meinung, scheut sich nicht, sie auszusprechen, und wird aufgrund ihrer Prominenz auch gehört und zitiert, das ist ja auch nicht zu verachten.
 

Aber nun zum Nähen. Was plane ich für diesen Sewalong? Ich habe schon eine Weile Stoffe gehortet, die zum Westwood-Thema passen, weil ich Karo und klassische Wollstoffe sowieso sehr gerne mag. Bei Pinterest habe ich auf einer Pinnwand mal gesammelt, was mir gefallen würde, zum größten Teil sind die Sachen aus Westwoods Anglomania-Kollektionen und aus Vivienne Westwood Red Label (hier und hier die aktuell fur Herbst/Winter 2015/26),  das ist im Grunde gehobene Konfektion und fast durchweg tragbar.

Ich plane einen Rock aus Tartan oder Nadelstreifenstoff mit interessanten Drapierungen nachzubauen. Wie man auf der Pinnwand sieht, gibt es diese Röcke in verschiedenen Längen und Weiten und mit unterschiedlichen Drapierungen, mal seitlich, mal tournürenähnlich am Hinterteil, mal aus Karostoff, mal aus Wollstoff mit Nadelstreifen, und anscheinend sogar manchmal aus Jersey. Wie ich diese Aufgabe angehe, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht so genau. Es ist ja schon mal sehr von Vorteil, dass man durch Karo bzw. Streifen den Fadenlauf gut erkennen kann. Ich werde versuchen, ein Rockmodell zu finden, von dem es ein Foto von Vorder- und Rückseite im Netz gibt, und dann erstmal mit Papiermodellen experimentieren. Hoffentlich kann ich beim nächsten Sewalong-Termin schon mehr darüber berichten!



Die japanischen Pattern-Magic-Bücher habe ich noch in der Hinterhand. Wenn man das Kleid mit dem Tunnelzug an der Seite aus Karostoff nähen würde, wäre das doch schon fast Westwood, nicht wahr? Zumindest sind die Bücher eine gute Hilfe, wenn es darum geht, in einen Grundschnitt Drapierungen einzufügen, da kann ich mir sicher etwas abgucken.

Die Jacken und Mäntel von Westwood gefallen mir zwar auch - und die Schnitte sind erstaunlich klassisch, fast "normal" - aber so ein großes Teil schaffe ich sicher nicht während dieses Sewalongs. Stattdessen denke ich darüber nach, auch noch etwas zu stricken, Westwood hat schließlich immer auch Strickwaren in ihren Kollektionen. Ein konkretes Vorbild habe ich noch nicht gefunden, daher wird es möglicherweise eher etwas nur locker von Westwood Inspiriertes. Mir schwebt eine schwarze Strickjacke mit Partien aus glattem und flauschigem Garn vor, also zum Beispiel aus Merino und Mohairwolle.

Weiter bin ich noch nicht beim Denken und Planen, aber wenn ich heute Abend die Beiträge der Mitnäherinnen lese, die Sybille hier sammelt, wird sich sicher einiges klären. Sybille hat übrigens in ihrem Beitrag von heute schon ganz großartig vorgelegt und sehr viel über Vivienne Westwood zusammengetragen und unter anderem sogar einen Link zu einem kostenlosen Westwood-Schnitt gefunden. Danke ihr beiden, Sybille und Claudia, dass ihr den Sewalong betreut!

Donnerstag, 10. September 2015

Schnittmusterparade Juli-August

Ein paar Tage im September musste ich vergehen lassen, ehe ich euch hier den Rückblick auf die neuen Indie-Schnitte im Juli und August präsentiere: Die Herbst-Winter-Kollektion von named patterns wollte ich nämlich noch abwarten.

Ich mag an den Schwestern aus Finnland, dass sie vollkommen auf Retro-Anklänge verzichten, das ist unter den kleinen Schnittmusterfirmen ja eher die Ausnahme. Ihre neue Kollektion "The new black" bietet lauter Klassiker: Ein Hemd, ein Wickelkleid, einen geraden Rock, aber immer mit einem kleinen Kniff, einer kleinen Besonderheit. Das Sloane-Sweatshirt hat zum Beispiel einen interessanten schrägen Abnäher im Vorderteil (den Monika zuerst entdeckt hat), ich bin gespannt, was der für die Passform bewirkt. In den Isla Trenchcoat habe ich mich direkt verguckt. Schon seit dem Frühjahr wollte ich mir einen Trench nähen, Stoff und Futter liegen bereit, und Isla sieht für mich wie der perfekte Schnitt aus. Aber 16€ für einen pdf-Schnitt ist schon eine Investition, und das Zusammenkleben finde ich bei named leider besonders unerfreulich. Wieviele Seiten mögen das sein? Ich glaube den Mantelschnitt muss ich erst noch ein bißchen anschmachten, ehe ich ihn (vielleicht) kaufe.

Am letzten Augusttag gab es auch die Winterkollektion von Deer&Doe: Zwei Kleider und ein bodenlanger Rock. Das Kleid Arum besteht aus nur drei Schnittteilen und soll Nähanfängerinnen ein Erfolgserlebnis bieten: Keine Ärmel einsetzen, denn die sind gleich angeschnitten, kein Reißverschluss, keine Kräusel, Abnäher oder Knopflöcher. Trotzem wirkt das Kleid überhaupt nicht wie ein typischer "Anfängerschnitt" - dass alle technischen Schwierigkeiten umgangen werden, fiel mir erst auf, als ich den Text las, der das erklärt. Eine gute Idee für alle, die gleich etwas "Richtiges" nähen wollen.
Cardamome, das zweite Kleid, ist dafür eher etwas für Fortgeschrittene: Es hat einen klassischen Hemdkragen, Dreiviertelärmel mit Manschetten und Ärmelschlitzen und eine runde Passe im Oberteil, die mit einer Paspel abgesetzt werden kann. Der dritte Schnitt, Fumeterre, ein bodenlanger ausgesteller Bahnenrock, gefällt mir am besten. Er scheint eine schöne Weite zu haben, die Taschen erinnern an das Erfolgsmodell 106 aus Burda 5/2012.


République du Chiffon brachte verteilt über die letzten acht Wochen eine Mini-Kollektion bestehend aus Rock, Bluse und Kleid heraus: Der Rock Charlotte ist ein kurzer Bahnenrock mit aufgesetzten Taschen, Bluse Nadine ist ärmellos und vorne zum Knoten, und Kleid Areli hat einen Einsatz im Vorderteil, der mit einer Paspel abgesetzt wird.

Kleider


Machen wir doch gleich mit den Kleidern weiter: Sewaholic brachte Anfang Juli gleich zwei Schnitte heraus und stellte sie in einem Blogpost vor. Nicola ist ein lockeres Hemdblusenkleid mit Passe und Kragen, wahlweise mit langen oder kurzen Ärmeln, Harwood hat eine längere Passe und einen hochgeschlossenen runden Ausschnitt.

Auch bei Tilly and the Buttons gibt's wieder etwas Neues (und weiter unten sogar noch einen zweiten Schnitt von ihr): Das Kleid Bettine gefällt mir sogar richtig gut, trotz Gummizug in der Taille. Ein weiter Ausschnitt, lockere halblange Ärmel und große Taschen im Rockteil machen es zu einem unkomplizierten Sommerkleid, das aus Webstoffen und aus Jersey genäht werden kann. Die Nähbeispiele, die Tilly seither auf ihrer Seite zeigte, finde ich überzeugend: Der Schnitt steht offenbar jedem Stoff und jeder Frau.
 
Für den Davina Dress von Itch to Stitch gilt das auch: Die Nähbeispielnäherinnen sind ein toller Querschnitt durch alle Altersgruppen und Figurtypen, und an wirklich jeder sieht das Jerseykleid mit geraffter Brustpartei und Halbtellerrock klasse aus.

Die Kategorie Röcke und Hosen blieb von Juli bis September leer - sehr merkwürdig, da doch gerade Röcke sonst die Lieblinge der Schnittmusterdesignerinnen sind.

Oberteile


Trotz grassierender Oberteilschwäche in deutschsprachigen Nähnerd-Kreisen, neue Oberteilschnitte gab es durchaus in der Welt der unabhängigen Schnittmusterfirmen. Allerdings, das muss ich einschränkend sagen, diesmal irgendwie nichts, was mir gefällt.

Von Sew Liberated gibt es gleich zwei neue Oberteile, das Penelope Top, ein simples T-Shirt mit aufgesetzten Taschen aus Webstoff, fast möchte ich sagen: wie es uninteressanter nicht sein kann, und das Wendy Top, ein ärmelloses Blüschen mit Bubikragen und rüschigen Minärmeln, das überhaupt nicht mein Fall ist. Was Penelope zu wenig hat (Raffinesse, Details) hat Wendy zu viel (Rüschen).

Und auch von dem neuen Schnitt von Muse Patterns hatte ich mir mehr versprochen, schließlich waren der Jenna Cardigan und das Wickelkleid Gillian große Hits. Die neue Strickjacke Sophie finde ich von der Idee her auch gar nicht verkehrt: Mit den großen Vordertaschen und dem Reißverschluss erinnert sie an eine Trainingsjacke, so weit, so sympathisch. Die Nähbeispiele bei der Schnittvorstellung und in einem späteren Post überzeugen mich aber alle nicht: Zu kurz, zu eng, der Kragen sitzt nicht, bei einigen zieht die Jacke in der Mitte hoch... Liegt das am Schnitt oder an der Ausführung, oder bin ich einfach zu kritisch? 

Waffle patterns, die Designs einer in Amsterdam lebenden Japanerin, mag ich ja sehr, ich finde sie haben eine japanische Anmutung, sind dabei aber trotzdem für die typischen nordeuropäischen Körperformen geeignet. Der Mantel Pepernoot und der Dufflecoat Caramel wurden beim letzten Herbstjacken-Ssewalong einige Male genäht. Neu im Programm ist nun die lockere, fließende Bluse Monaca mit drapiertem Vorderteil - ein Design das ich mir nur in Kombination mit einer schmalen Hose vorstellen kann, und das für mich deshalb nicht so interessant ist.  

Unterwäsche


Unterbekleidung bildet dieses Mal eine eigene Kategorie, der zweite neue Schnitt von Tilly and the Buttons ist nämlich ein Unterwäscheset aus Hemd und Boxershorts namens Fifi (ausgerechnet!). Aber niedlich ist es ja. 

Kostenlose Schnitte


Ein toller Fund von @ffdesigners: Das Peppermintmag ist eine australische Papierzeitschrift für Öko-Lifestyle, die auf ihrer Webseite eine Rubrik "Nähschule" mit lauter kostenlosen Schnitten anbietet, meistens Kleidung, aber auch Taschen und Kuscheltiere.

Eine Menge Schnitte zum Herunterladen gibt es anscheinend auch im Blog On the cutting floor. Ich sage "anscheinend", weil der der Blogpost über eine kleine Beuteltasche mich immer nur auf eine Übersichtsseite schickte. Ein paar Kleiderschnitte konnte ich hingegen problemlos aufrufen. Und: fast alles, was auf der Seite Ärmel hat, hat auch große Falten unter den Achseln. Also Vorsicht, nicht zu viel erwarten!

Neu gefunden


Wear Lemonade, ein kleines französisches Label, begegnete mir in den letzten Wochen mehrmals an verschiedenen Stellen im Netz. Es gibt sehr schick aufgemachte Papierschnittmuster, alle Modelle aber auch als unfassbar günstigen pdf-Schnitt, und, für Leute die nicht nähen mögen oder können, auch eine limitierte Anzahl fertig genähter Teile. Die Schnittübersicht zeigt nur die Modellzeichnungen, die genähten Modelle - darunter viele sehr modische Sachen wie Jumpsuit und Latzhose - sind unter "Clothes" zu finden.

Erinnert ihr euch an Chinelo Bally, die talentierte Finalistin der 2014er-Staffel des Great British Sewing Bee, die alle ihre Schnitte direkt auf den Stoff zeichnete und so alles, wirklich alles von der Hose bis zum atemberaubenden Abendkleid nähte? Sie hat nun ein Nähbuch geschrieben, das im November erscheint und das sie bei einem Event im Londoner Fashion und Textile Museum vorstellen wird. Auf das Buch bin ich sehr gespannt - in Chinelos Blog, das sie leider schon lange nicht mehr aktualisiert hat, konnte man ja schon einen kleinen Einblick in ihre Schnitttechnik bekommen, und wenn, wie es aussieht, das Buch diese Methode systematisch erklärt, dann ist das wirklich etwas ganz Neues auf dem Nähbuchmarkt.

Mittwoch, 2. September 2015

Übergang in den Spätsommer - mit Jacke Mona aus Maison Victor

Gestern mit nackten Beinen, ohne Jacke und mit Sommerschläppchen - heute mit Strumpfhose und Jacke. Nach einem Gewitter mit ordentlichem Regenguss gestern Abend ist der Hochsommer hier in Berlin wohl zuende. Trotzdem möchte ich die dünneren Sachen noch eine Weile tragen, bevor ich auf Wolle, Wolle, Wolle umschwenke.


Das Viskosekleid aus Fashion Style 5/2015 eignet sich sehr gut für beide Trageweisen, und dazu hatte die Jacke Mona aus Maison Victor Nr. 2 ihren ersten Auftritt draußen, im rauhen wahren Leben. Ich hatte hier ja schon mal über die Empfindlichkeit des Wollstoffs gejammert und habe mich nun entschieden, die Jacke einfach anzuziehen und abzuwarten, wie lange sie hält. Nicht anziehen ist ja auch keine Lösung. Vor allem muss ich erstmal herausfinden, ob die Jacke eine empfundene textile Lücke schließt, ich suche Jacken, die wie ein Blazer getragen werden können, die aber keinen klassischen Blazerschnitt haben, weil mir der nicht besonders steht.


Mein Eindruck von heute ist bisher sehr gut, die Länge ist genau richtig, die Jacke ist bequem, leicht und ich kann die Arme bewegen - aber wahrscheinlich würde ich jedes Teil aus diesem Stoff mögen, einfach weil mir das Material so gut gefällt. Eine Schnittbesprechung der Jacke folgt in den nächsten Tagen, hier nur ein erster Eindruck (mit unabsichtlich abgeschnittenem Kopf - ein Schreibtisch-Selbstauslöserfoto halt). Ich habe noch eine zweite Mona in Arbeit, aus einem nicht so schmiegsamen Stoff, daran wird sich die Passform besser beurteilen lassen.

Einstweilen gebe ich zurück zum ersten Me made Mittwoch nach der Sommerpause, dem Laufsteg für selbstgemachte Erwachsenenkleidung.