Donnerstag, 18. August 2016

Stoff mit Digitaldruck: Ein Blick hinter die Kulissen


Wie funktioniert eigentlich Digitaldruck auf Stoff? Das hatte ich mich schon gefragt, seitdem Digitaldrucke ab und zu im Kaufhaus und auf dem Markt auftauchten. Die Stoffe stechen immer total zwischen den anderen Musterstoffen heraus, weil sie sehr detailreich mit leuchtenden Farben und in sehr vielen Farbtönen bedruckt sind (und oft auch, weil die DesignerInnen Amok laufen ob der Möglichkeiten und Sonnenuntergänge, Palmen und Hochhäuser zu einem Muster vereinigen, wie vor kurzem bei Karstadt gesehen - aber das nur am Rande). Außerdem gibt es ja seit einiger Zeit Digitaldruckfirmen, die das Drucken von Meterware, auch in kleinen Mengen, für jede ermöglichen. Aber ist das wirklich so einfach?   

Da traf es sich gut, dass ich vor zwei Wochen mit anderen Bloggerinnen von Allie, der Marketingverantwortlichen von Spoonflower in Deutschland, zu einem Blick hinter die Kulissen der Firma eingeladen war.  


Spoonflower, die meisten werden das wissen, war der erste Anbieter für on-demand gedruckte Meterware. Man kann sich dort nicht nur die eigenen Entwürfe drucken lassen, sondern auch die Designs von anderen bestellen - mittlerweile gibt es eine riesige Auswahl an Mustern, die auf verschiedene Stoffarten und auch als Tapete oder Geschenkpapier gedruckt werden können. Anfang des Jahres eröffnete Spoonflower eine Dependance in Berlin, um den europäischen Markt besser beliefern zu können, ohne Zollschranken und mit schnellerem Versand. Im Oktober soll der Shop dann auch auf Deutsch und mit metrischen Stoffmaßen verfügbar sein.        


Spannend war vor allem, die unterschiedlichen Stoffqualitäten befühlen zu können. Neben einem einfachen, etwas dünnerem Baumwollstoff und Kona Cotton (ein Quiltstoff von Moda fabrics Robert Kaufman (Dank an Andrea/faden(r)echt für den Hinweis), kann man sich wie die üblichen bunten Patchworkstoffe vorstellen) gibt es auch dünnen Baumwollsatin, wahrscheinlich die beste Qualität für Kleidung, und eine Reihe von Polyesterstoffen: Funktionsjersey, Nicki, Fleece (sehr dünn und nicht sehr flauschig) und einen Polyester-Crêpe de chine, der sich überraschenderweise wirklich gut und nicht nach Plastik anfühlte. Interessant fand ich auch das kräftige, bedruckte Wildlederimitat - es wird oft für Möbelbezüge geordert, bietet sich aber auch für Taschen an.   

Das Bedrucken funktioniert bei Baumwolle und Polyester etwas unterschiedlich: Die Baumwollstoffe werden direkt mit wasserlöslicher Tinte bedruckt. Sie laufen durch eine riesige Maschine, die im Prinzip wie ein Tintenstrahldrucker funktioniert und anschließend in einer zweiten Maschine über heiße Walzen, wodurch die Farbe fixiert wird. Polyesterstoffe werden hingegen im Transferdruck bedruckt: Das Muster gelangt erst auf eine Folie und wird von dort mit Hitze auf den Stoff übertragen. Der Griff der bedruckten Stoffe unterscheidet sich dadurch etwas. Bei den Baumwollstoffen liegt die Farbe eher wie eine Schicht auf der Oberfläche, während das Polyester die Farbe direkt aufnimmt. Die dünnen, gewebten Baumwollstoffe werden durch die Farbe schon etwas versteift, bei den Baumwolljerseys fiel das viel weniger auf, Polyester verändert sich fast gar nicht.


Wir konnten das Stoffgestalten dann mit allerlei Bastelmaterial auch gleich ausprobieren, und dafür, dass ich zuerst gar keine Idee hatte und mehr aus Verzweiflung zu Buntpapier und Schere griff, weil ich dachte, damit weniger herumzustümpern als mit Zeichenstiften, finde ich das Ergebnis ganz nett.

Oben sieht man den Unterschied von meiner Papiervorlage zum gedruckten Stoff (dünne gewebte Baumwolle). Um die Farbigkeit der Vorlage noch besser zu treffen, hätte man nach dem Abfotografieren des Papiers die Helligkeit noch etwas erhöhen können - also im Grunde genau wie immer, wenn man digitale Bilder ausdruckt. Auf der Spoonflower-Seite kann man aus dem hochgeladenen Design verschiedene Rapporte erzeugen und die Größe des Motivs ändern, alles andere muss man vorher mit einem Grafikprogramm oder Fotoshop erledigen.


Da kommt der Stoff! Die Druckmaschinen nehmen mehrere große Räume ein - um sie installieren zu können, musste ein Loch in die Außenwand gebrochen werden.


Hier ist der Stoff fertig bedruckt...


... und hier wird die Farbe fixiert.


Nun noch auseinanderschneiden und fertig! Die Quadrate sind jeweils ein Fat Quarter.


Was ich mit diesem Stoff anfange, weiß ich noch nicht, aber die Möglichkeiten, die sich mit Digitaldruck auftun, sind ja endlos: Stoffe mit Bordüren in genau der richtigen Breite und an der richtigen Stelle, auf den Schnitt abgestimmte, platzierte Muster - Kittykoma hatte vor einiger Zeit den Service eines anderen Anbieters ausprobiert und sich einen Rock aus Seide mit japanischem Muster gemacht. Da man kleine Stoffproben ziemlich günstig ordern kann, kann man vorher prüfen, wie die Farben und die Details herauskommen. Auf der gewebten Baumwolle ist der Druck wirklich gestochen scharf geworden, auch die Fineliner-Linien auf den Blättern sind genau so wie gezeichnet. Filigrane Muster sind also möglich, solange man einen feinfädigen Stoff wählt.

Ich bin gespannt, ob sich der digitale Stoffdruck unter Selbermacherinnen verbreiten wird - in der Konfektion ist die Digitaldruckwelle ja schon wieder etwas am Abflauen, nachdem so gut wie jedes Bekleidungslabel damit experimentiert hatte, und im DIY-Bereich ist es zumindest bei uns ja eher noch etwas Besonderes, den eigenen Stoff zu ordern. 

32 Kommentare:

  1. Danke für diese spannenden Einblicke, schon lange möchte ich mal so etwas probieren und habe auch schon konkrete Pläne, die durch Deinen Bericht wieder auf meiner "Mal-ausprobieren-Liste" nach vorne rücken.
    Unendliche Möglichkeiten ...
    LG Ute

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  2. Wow, das lässt mein Näherinnen-Herz höher schlagen. Das muss weiter beobachtet werden.
    Lieben Dank
    Simone

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  3. Das war wirklich sehr interessant und anschaulich. Vielen lieben Dank!

    Liebe Grüße

    von Birgit

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  4. Danke für den interessanten Einblick in die Welt des Digitaldrucks! Und das sind ja tolle Neuigkeiten, dass es Spoonflower auch demnächst auf dem deutschen Markt gibt. Bis jetzt haben mich der Versand/Zoll davon abgehalten eigene Stoffe drucken zu lassen. Ich bin gespannt, ob dann das Stoffdruckfieber um sich greift ;)

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Ja, ich bin auch gespannt, wie sich das etabliert. Vielleicht ist es in 10 Jahren ja ganz normal, seinen eigenen Stoff zu bedrucken.

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  5. Ha, genau das habe ich mich auch schon immer gefragt: Wie druckt man eigentlich digital auf Stoff? Liebsten Dank also für die Antwort und den spannenden Bericht.
    Ich denke, jetzt bin ich endgültig angefixt und muss Spoonflower mal ausprobieren ...

    Liebsten Gruß, Sophie

    PS: Dein Designbeispiel ist ja allerliebst!

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    1. Danke! Mich hat am meisten überrascht, dass der Stoff einfach so von der Rolle in die Maschine reinläuft - er muss nicht so steif wie Papier sein, damit das funktioniert.

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  6. Das war ein sehr interessanter post. Danke. Gut zu wissen, dass Spoonflower nun auch in Europa besser zugänglich wird.

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  7. Das ist so cool! Ich wusste gar nicht, dass Spoonflower auch in Deutschland produziert?! Bislang haben mich die horrenden Kosten vom Bestellen abgehalten, speziell auch die Versandkosten (20-30 Dollar, damit auf jeden Fall Zollpflicht für den Stoff).

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    1. Ja, mit solchen Versandkosten und Zoll hatte das überhaupt keinen Zweck. Und gut für uns, dass sie sich ausgerechnet für Berlin entschieden haben.

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  8. Hallo Lucy,
    ja interessant ist das wirklich. muß ich uneingeschränkt sagen.
    aber leider hat es ja auch einen umkehrschluß: wer sich da eine feine, atmungsaktive stoffqualität aussucht, bekommt dann leider doch die geschlossene-poren-variante - jedenfalls mit sicherheit wenn der hintergrund vollflächig mit bedruckt wird. sieht zwar schön aus, würde mir aber trotzdem nicht recht sein.
    und erfahrungen mit drucken auf baumwolle habe ich in sachen viel gewaschnener T-shirts auch schon gesammelt; der druck entschwindet langsam, aber sicher.
    und ich denke, die Konfektion nutzt nicht viel anderes als diese "privat-drucker".

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    1. Du bringst mich gerade auf Ideen: Ich sollte mit der Stoffprobe einen Waschversuch machen, um mal zu sehen, wie haltbar der Druck ist. Beim ersten Waschen soll der Stoff schon noch etwas weicher werden - die Oberfläche ist nicht direkt versiegelt, die Farbe ist nicht hart, aber dass da eine Schicht drauf ist, merkt man schon.

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  9. Vielen Dank für den Einblick. Ich war gestern bei der Office Warming Party. Mir hat der Baumwollsatin auch gut gefallen. Ich habe schon seit einiger Zeit ein Profil bei Spoonflower, aber wegen der hohen Kosten erst einmal Stoff von eigenem Design bestellt. Die Qualität war sehr gut. Es hat mich total angefixt, selbst Stoffmuster zu entwerfen und mit dem Mustergenerator rumzuspielen. Das macht mir sehr viel Spaß. Habe sogar schon mal etwas verkauft. Das freut einen natürlich, wenn andere die eigenen Designs mögen. Es gibt übrigens noch eine Stoffdigitaldruckbude in Berlin-Kreuzberg schon seit längerer Zeit. Dort habe ich auch ein Profil. Das Portal heisst stoffn.de. Funktioniert genau wie Spoonflower auch mit verschiedenen Stoffqualitäten und monatlichen Designwettbewerben. Ich mag beide Anbieter. Bei stoffn.de habe ich jetzt endlich mal ein größeres Stück bestellt, um ein Blüschen draus zu machen. Wird dann natürlich im Blog vorgestellt. Dein Muster finde ich übrigens sehr hübsch. LG Griselda K

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    1. Auf die Bluse bin ich gespannt. Stoffn kenne ich von twitter - ich nehme an, die Stoffe und die Druckqualität unterscheiden sich nicht groß, denn die drucken sicher mit den gleichen Maschinen.
      Schade, dass ich von der Party nichts wusste, hätte dich gerne kennengelernt!

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  10. Danke für den interessanten Bericht. Da wäre ich wäre ich auch gerne mal. Hab bisher von Spoonflower (DE) nur Stoffproben bestellt. Find´s klasse, dass es die Stoff nun auch aus Deutschland gibt. Früher war es mir definitiv zu teuer (wg. Versand und Zoll) Waschtest mit den Proben läuft zur Zeit.
    Lieber Gruß,
    Muriel

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    1. Über die Waschergebnisse nach mehreren Wäschen musst du mal berichten. Ich werde mein Stoffstück auch mal eine Weile mitwaschen, bin gespannt, wie sich die dunklen Farben verhalten.

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  11. Danke für den Bericht! Weißt du schon was du mit deinem Fat Quarter machen möchtest? Ich habe bisher nur ein Fat Quarter in der Baunwoll-Leinen-Qualität bestellt (einen Kalender mit Norweger-Pullis drauf der nächstes Jahr dann ein Geschirrhandtuch wird). Ich würde gerne die Sportlycra-Qualität ausprobieren.
    LG Andrea

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    1. Das ist ja auch eine gute Idee - ich weiß nämlich noch nicht, was ich mit dem Stoffstück mache. Der Sportlycra fühlte sich gut an, sehr fest und stabil. Viele Leute nähen da wohl Badeanzüge draus.

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  12. Intressant zu sehen, wie es hergestellt wird. Ich hab mir schon zweimal dort was bestellt und das drausgenähte trägt sich sehr gut.
    Lg Iris

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    1. Dann muss ich gleich mal gucken, ob ich die Sachen in deinem Blog finde...

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  13. Danke für diesen Einblick. Du hast vollkommen recht manche Digitaldrucke auf Stoffen die so im Handel sind, sind wirklich schauerlich. Ich habe aber das Gefühl sie gehen gut im Verkauf. Eigene Muster zu entwefen eröffnet natürlich ganz neue Möglichkeiten. Dein Entwurf gefällt mir gut und ich bewundere Dich das Dir das so spontan eingefallen ist. Auf die Waschproben bin ich schon gespannt. Das ist jedenfalls ein Feld welches man weiter im Auge behalten sollte. Wirklich toller Einblick, Danke!
    LG
    Teresa

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  14. Mich würde - wie Carola weiter oben - auch die Qualität der Drucke nach dem Waschen interessieren. Ich habe vor einigen Jahren zweimal bei Spoonflower bestellt und war total entsetzt, wie stark die Farben bereits nach der ersten Wäsche verblasst sind. Deshalb liegt hier immer noch ein kleiner Stapel unvernähter Spoonflower-Jersey rum. Wunderbar weich ist er, aber ich werde dort nicht mehr bestellen. Deine Erfahrungen würden mich trotzdem sehr interessieren, vielleicht hat sich ja inzwischen am Druckverfahren etwas geändert und die Drucke sind haltbarer?

    LG Nicole

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    1. Das ist aber schade, bei so teuren Stoffen. Die Erfahrungen der Kommentatorinnen hier sind ja alle eher positiv, also vieooecht ist es jetzt wirklich besser? Ich werde berichten, wie sich mein Stoff verhält (und nur die Hälfte waschen, damit man es beurteilen kann).

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  15. Hallo Constanze! Ein wunderbarer Bericht, sehr informativ und so schön geschrieben ! Da wär ich gern auch dabei gewesen, das klingt alles nach sehr viel Spaß - Danke fürs Teilen Deiner Erlebnisse. Und Deine Collage ist sehr hübsch geworden. Der Druck gefällt mir gut.
    Herzliche Grüße aus Hamburg von Vanessa

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  16. Danke für den Beitrag, ich möchte das unbedingt probieren, seitdem ich Zeichnungen vom Mustermittwoch unbedingt auf Stoff sehen möchte.Und deinen Ansage, dass finelinergenau die Drucke kommen hat mich gleich nochmal überzeugt. War aber der Meinung ich muß mich selber um den Rapport kümmern.So ein Gesamtwerk ist schon ziemlich eindrucksvoll.
    bunte Grüße von k.

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    1. Au ja, probier' das mal aus, das kann ich mir mit deinen Mustern sehr gut vorstellen. Die Möglichkeiten für Rapporte bei Spoonflower musst du halt mal ausprobieren - es könnte sein, dass das deine Ansprüchen nicht ganz genügt. Aber es gibt sicher auch die Möglichkeit, einen fertigen Rapport hochzuladen.

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  17. Vielen Dank für die umfangreiche Schilderung deiner Eindrücke. Neu war für mich auch der Starttermin in Deutschland, ich hatte nämlich bisher danach vergeblich gesucht. Hoffentlich gibt es dann auch die Möglichkeit, vor Ort selbst zu schauen.
    Bei den Stoffqualitäten Kona Cotton (Robert Kaufman) und Moda handelt es sich um verschiedene Hersteller bzw. Marken. Die Moda-Stoffe sind etwas leichter.
    LG Andrea

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    1. Danke für den Hinweis zu den Stoffqualitäten - ich korrigiere das gleich noch im Artikel. Da hatte ich nicht richtig zugehört (Verständigung ist ein bißchen schwierig gewesen) und habe nicht nachrecherchiert.
      Es gibt bei Spoonflower in Neukölln wohl einmal die Woche die Möglichkeit, die Stoffqualitöten anzuschauen und Fragen zu stellen etc., ich hatte sowas mal in einem Terminkalender auf der Seite gesehen, irgendwo beim deutschen Blog, finde den Kalender aber gerace nicht wieder. Sonst vielleicht einfach mal eine Mail schreiben und fragen?

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  18. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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    1. Ich kann mir ja nicht vorstellen, dass es sich lohnt, hier einen Link zu platzieren.

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